Rosa, Bobo und der Riese


Frei nach dem Kinderlied „Der Riese Glombatsch“ von Gerhard Schöne.

Es war Frühling. Kleine grüne Blätter schoben sich neugierig aus ihren Knospen und bunte Krokusse reckten ihre Köpfchen zwischen den Grashalmen empor, als würden sie sagen wollen: „Ätsch, du Winter, deine Zeit ist um. Jetzt sind wir dran!“.

An einem solchen Frühlingstag, als die Sonne fröhlich über die Dächer der Häuser schien und die Luft nach guter Laune duftete, machten die beiden Teddybären Rosa und Bobo einen Spaziergang. Bobo war ein wuscheliger brauner Bär und gehörte dem kleinen Jungen Momo. Er konnte sehr gut kochen, Kuchen backen und kümmerte sich immer sehr lieb um alle anderen. Rosa war, wie ihr Name, ganz rosa und sie war der Lieblingsteddy von Momos kleiner Schwester Lina. Sie konnte gut klettern, war sehr mutig und half immer jedem.

Die Kinder waren gerade im Kindergarten. Die beiden Kuscheltiere entschlossen sich also, die Pferde zu besuchen. Diese standen auf einer Weide in der Nähe ihres Hauses. Auf dem Weg zu den Pferden liefen sie an einer Wiese vorbei und hörten jemanden weinen. Das Weinen kam von einem Berg, mitten auf dieser Wiese. Die beiden wunderten sich, denn vor ein paar Tagen war dieser Berg noch nicht dort gewesen. Und noch etwas war komisch – der Berg wackelte.

„Rosa, was ist das denn?“, fragte Bobo. Der braune Bär hatte ein bisschen Angst. „Ich weiß es nicht.“, antwortete Rosa, „Lass uns hinschauen!“.

Sie gingen auf den Berg zu, ganz langsam. Auf einmal wackelte und weinte der Berg schon wieder. Bobo bekam noch mehr Angst und versteckte sich hinter Rosa.

Sie gingen weiter und da sahen sie … das war gar kein Berg, das war ja ein Riese. Ein Riese mit langen, wuscheligen Haaren, einer großen knubbeligen Nase saß dort. Dicke Tränen fielen in seinen Schoß und immer wieder schüttelte er sich vor lauter Schluchzen. Sein blauer Pullover war schon ganz nass geweint, genauso wie seine grün-gelb karierte Hose. Dann zog er ein großes rotes Taschentuch hervor und schniefte mit einem lauten „Tröööööt“ hinein.

„Hallo“, rief Rosa vorsichtig, „warum weinst du denn?“

Der Riese schaute verdutzt auf die beiden Bärchen. Er strich sich seine braunen Haare aus dem Gesicht und zog lautstark seine knubbelige Nase hoch.  „Ich weine, weil ich … weil ich so alleine bin.“, sagte er und schon schob sich seine Unterlippe nach vorn und er brach erneut in Tränen aus.

„Oh je, du Armer.“, antwortete Bobo, „Hast du denn keine Freunde? Hier gibt es doch so viele Kinder.“

„Ja“, sagte der Riese mit einem tiefen Seufzer, „aber die wollen nicht mit mir spielen.“ Noch einmal trötete er in sein großes rotes Taschentuch. „Sie haben alle Angst vor mir, weil ich so groß bin. Und dabei würde ich so gern mit ihnen spielen. Sie könnten an meinen Armen Schaukeln oder daran herunterrutschen. Im Sommer könnten sie von meinem Kopf aus ins Wasser springen. Wenn sie auf einen Baum geklettert wären und nicht mehr runterkämen, könnte ich sie einfach auf meine Hand klettern lassen.“ Er fing an zu lächeln bei dem Gedanken an all den Spaß, den er mit den Kindern haben könnte. „Aber immer wenn sie mich sehen, laufen sie weg. Dabei bin ich doch selber ein Riesenkind. Ich bin gar kein erwachsener Riese. Und ich bin doch lieb, aber das sieht keiner.“ Und dann weinte er schon wieder.

„Du musst nicht mehr weinen!“, tröstete ihn Bobo, „Jetzt sind wir hier!“

„Aber er möchte doch mit den Kindern spielen.“, flüsterte Rosa. „Ja, aber wir überlegen uns was.“, flüsterte Bobo zurück, „Ich würde sagen, wir nehmen ihn erstmal mit.“

Der braune Teddybär nahm den großen Riesen an der Hand und die drei gingen zu den beiden Bärchen nach Hause.

Der Riese passte nicht ins Haus, er war viel zu groß für die Tür, aber er passte in den Garten und so setzt er sich dort in die Sonne.

Bald kamen auch Momo und Lina aus dem Kindergarten nach Hause. Mit ihren kleinen Mützchen und den Rücksäcken auf dem Rücken kamen sie durch die Gartentür gelaufen. Die beiden staunten nicht schlecht, als sie den Riesen in ihm Garten fanden.  Ein bisschen Angst hatten sie trotzdem. Aber als sie sahen, wie traurig er war, liefen sie zu ihm.

„Du bist aber groß!“, wunderte sich Momo und macht große Augen. „Wie heißt du denn?“, fragte Rosa den Riesen. „Ich heiße Wuschel.“, antwortete dieser. „Du hast viele Haare!“, strahlte Lina, „Ich hole schon einmal meine Haarbürste und die Zopfgummis!“ Schon war sie weggeflitzt.

Zusammen spielten sie im Garten Friseur. Lina steckte Wuschel Blumen in die Haare, flocht ihm lange Zöpfe und danach hob dieser Momo hoch auf den Apfelbaum und wieder herunter. Nach und nach kamen auch die Freunde von Lina und Momo dazu und sie hatten sehr viel Spaß zusammen. Da war Wuschel gar nicht mehr allein und gar nicht mehr traurig, weil er mit vielen, vielen Kindern spielen konnte.


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